Das ist der Grund, warum ich deine Verzweiflung, deine Enttäuschung, deine Wut, deine Angst, deine Sorgen, dein Gefühl, „vom Schicksal vergessen worden zu sein“ so gut nachfühlen kann! Ich verstehe dich. Wirklich!
Und so richtig skurril wird es dann, wenn wir mal darüber nachdenken, dass wir in einer Zeit leben, in der wir mit 30, mit 35 und auch mit 40 immer noch sehr, sehr viel jünger aussehen als das noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Wir sehen in der Mitte unseres Lebens jung aus – und fühlen uns auch so. Auf unseren Körper aber trifft dieser offensichtlich verzögerte Alterungsprozess hinsichtlich seiner physisch anatomischen Funktionalität nicht uneingeschränkt zu – insbesondere die Fruchtbarkeit sowohl beim Mann als auch bei der Frau, nimmt entsprechend dem tatsächlichen biologischen Alter ab. So hat eine 35-jährige Frau unter ansonsten normalen Bedingungen eine durchschnittliche Chance auf eine Schwangerschaft von nur noch 10% je Zyklus, bei einer 40-jährigen Frau liegt die Chance sogar nur noch bei 5%.
Wenn wir bedenken, dass es gesellschaftlich voll akzeptiert und etabliert ist, dass wir uns erstmal um uns selbst, um unsere Ausbildung, unser Studium, unsere Karriere und um das Einrichten unseres Lifestyle-optimierten Lebens kümmern, ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Gros der Paare sich oftmals erst jenseits des 30. Lebensjahres mit dem Thema der Familienplanung auseinandersetzt.
Es ist definitiv sehr wichtig, den Kindern in der Schule beizubringen, dass man verhüten muss, um nicht ungewollt schwanger zu werden, aber warum wird nur selten darüber gesprochen, in welcher Lebensphase es –biologisch betrachtet – ein guter Zeitpunkt ist, schwanger zu werden? Der Abfall der Fruchtbarkeitskurve und der daraus entstehende zeitliche Druck wird selten thematisiert. Schließlich ist es erstmal wichtiger, „Schlimmes“ zu verhindern und die Kinder schon früh darauf zu prägen, sich „bloß die berufliche Karriere“ nicht durch eine (zu frühe) Schwangerschaft zu „versauen“.
Das alles ist so bitter, wenn du es mit deinem heutigen Wissen, aus deiner heutigen Situation heraus betrachtest... Was aber tun? Dein Kinderwunsch ist nicht verhandelbar – er kommt aus deinem tiefsten Inneren… und kann nicht „mal eben so“ durch ein neues Hobby, eine neue Lebensphilosophie ersetzt werden. So einfach ist das nicht! So einfach bist du nicht gestrickt… zum Glück! 😊
Dennoch wirst du dich in der nun folgenden Zeit einigen herausfordernden Situationen stellen müssen. Du wirst in Gesprächen mit Menschen, die um das Scheitern deines Herzensthemas wissen, mit Trost- und Aufmunterungsversuchen konfrontiert werden… bitte bedenke bei deiner Reaktion immer, dass dein Gegenüber es, da gehen wir einfach mal von aus, immer gut mit dir meint und ganz sicher aus Unsicherheit, Unwissenheit oder einfach auch Gedankenlosigkeit nicht immer die richtigen Ansätze treffen wird. Das heißt nicht, dass du dir unkommentiert alles anhören musst, freundlich lächelnd. Ich habe mir zur Philosophie gemacht, dass nicht alles eine Reaktion braucht. Oftmals reicht es auch einfach, für das Gespräch zu danken, ohne es zu vertiefen oder gar dein Gefühlsleben offen zu legen. Du muss dich nicht erklären oder rechtfertigen. Für nichts!
„Ich möchte einige meiner Erfahrungen und Gedanken, die mir in dieser Zeit begegnet sind, mit dir teilen. Vielleicht helfen sie auch dir, dich zu sortieren und zu positionieren…“
Du musst positiv denken, positiv bleiben. Du musst einfach nur fest daran glauben! Ja, das würdest du gerne! Aber die gut gemeinten Ratschläge (auch Ratschläge können Schläge sein!) hängen dir irgendwann einfach nur noch zum Hals heraus – egal, ob sie vom Partner, von Angehörigen oder sogar auch noch von den begleitenden Ärzten kommen. Und das, was in anderen Lebenssituationen durchaus im Sinne einer Ermutigung funktionieren kann, greift beim Kinderwunsch ab einem gewissen Stadium einfach nicht mehr. Denn woher soll jemand, der schon zig Mal gehofft, gebangt und „fest daran geglaubt“ hat und ebenso oft enttäuscht und entmutigt eine weitere Niederlage einstecken musste, weiterhin den guten Glauben nehmen, dass sich irgendwann doch noch „Alles zum Guten“ wenden könnte?
Und wie, bitteschön, soll denn jemand, der von Natur aus eher „realistisch, vielleicht auch noch eher realistisch-pessimistisch“ denkt, auf einmal wissen, wie dieses „positiv denken“ geht?
Soweit ich weiß, gibt es keine wissenschaftlich evaluierten Studien darüber, dass „positives Denken“ und passioniertes „daran glauben“ einen nachweislich positiven und begünstigenden Effekt auf das Entstehen einer Schwangerschaft haben.
Prof. Würfel, seines Zeichens renommierter Reproduktionsmediziner, sagt dazu in einem Interview: „Es ist doch klar, dass jemand, der lange etwas will und es nicht bekommt, irgendwann verspannt. Und Entspanntheit ist zwar in allen Lebenslagen gut, aber gerade hier auch nicht der Weisheit letzter Schluss, wie eine aktuelle Studie zur natürlichen Familienplanung belegt: Die Forscher verglichen Zyklen, die relaxt waren mit Zyklen, in denen Krankheit, Unfall oder ein Todesfall auftraten. Zur großen Überraschung kam es zu deutlich mehr Schwangerschaften in den schwierigen Zyklen. (…) Das stellt viele herkömmliche Stresstheorien infrage.“
„Seht es doch mal so – ihr braucht auf nichts Rücksicht nehmen, könnt tun und lassen, was ihr wollt“ Wie Messerstiche mitten ins Herz haben sich solche Kommentare für mich angehört. Zwar kann ich heute, als Mutter zweier Adoptivkinder die Intention dieser Empfehlung durchaus verstehen, aber einem Kinderwunschpaar in der Phase des Abschieds von ihrem Herzenswunsch, tun solche Worte einfach nur unendlich weh. Jeder, der solche Sätze für trostspendend hält, hat es nicht verstanden! Wer ein Nest bauen möchte, spürt die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Zusammenhalt, Liebe, Verantwortung, häuslicher Geborgenheit und Vielem mehr. Die „große Freiheit“ war doch nicht das Ziel, als der Wunsch entstand, Eltern zu werden, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Wieder einmal darfst du dich in solchen Gesprächssituationen darin üben, die Dinge nicht persönlich zu nehmen und irgendwie „durch sie hindurch“ zu hören, freundlich lächelnd, versteht sich…
Endlich schwanger!! Und dann der Absturz: du erleidest eine Fehlgeburt… vielleicht hattest du, wie auch ich, das große Glück, dass du –nach unendlichen Wartezeiten, Versuchen, Enttäuschungen und seelischen Abstürzen– doch endlich schwanger geworden bist. Und leider gehörtest du, wie auch ich, zu den ungezählt vielen Frauen, die erfahren müssen, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen einem positiven Schwangerschaftstest und der sogenannten „Baby-take-Home“-Rate nach Kinderwunschbehandlungen gibt. Die entsprechende Erfolgsquote von reproduktionsmedizinischen Maßnahmen liegt diesbezüglich lediglich bei ca. 20%!* Das heißt, nur rund 20% aller Paare, die sich in die Kinderwunschbehandlung begeben, können ihr Wunschkind mit nach Hause nehmen. Für 80% dieser Paare erfüllt sich der Kinderwunsch auf diesem Wege nicht!! … das bedeutet also, dass sehr viele Frauen, die zwar das Glück hatten, mit Hilfe der Kinderwunschbehandlung schwanger zu werden, dennoch eine oder gar mehrere Fehlgeburten erleben, aushalten und „überleben“ müssen.
Leider ist das Thema der Fehlgeburten auch jenseits der reproduktionsmedizinischen Betrachtung, das heißt bei Frauen, die auf natürlichem Wege schwanger geworden sind, „normal“. Bis zu einem Viertel aller Frauen erleben Fehlgeburten. Und dennoch glaube ich, dass es für Kinderwunschfrauen ganz besonders schlimm ist, das er- und durchleben zu müssen. Denn nicht umsonst sprechen viele auch bei frühen Abgängen schon von einer Fehlgeburt – auch wenn das medizinisch nicht ganz „korrekt“ ist. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass eine Frau, die unglaublich viel auf sich genommen hat, in der Kinderwunschklinik unter Umständen zig Behandlungszyklen durchlaufen hat, viel früher schon die Möglichkeit hat, zu erfahren, dass eine Schwangerschaft bestehen könnte und damit eine sehr viel längere emotionale „Vorlaufzeit“ hatte.
Diese medizinischen Fakten sind allerdings nur selten gleichzusetzen mit unserem emotionalen Erleben. Und genau diese Facette müssen wir zwingend im Blick behalten, wenn Kinderwunschfrauen eine Fehlgeburt erleiden. Es hat eine besondere, zusätzliche und sehr belastende Dimension, wenn du ein Kind verlierst, für das du so unendlich viel auf dich genommen hast.
Und jetzt? Wie geht es weiter? Wie soll mein Leben aussehen??
Diese Frage begleitet dich nun ständig, seit du beschlossen hast, dass du keinen Fuß mehr in die Kinderwunschklinik setzen willst. Da bist du klar! Die Klarheit fehlt dir aber komplett, wenn du darüber nachdenkst, wie du dein Leben nun gestalten willst.
Für mich fühlte es sich an wie ein Bienenschwarm in meinem Kopf… 100.000 Gedanken, Ideen, Pläne… was ich nicht mehr wollte, das wusste ich ganz genau, das was ich wollte, konnte ich nicht sehen, nicht klar wahrnehmen, geschweige denn fühlen.
Vielleicht fragst du dich gerade, ob du nicht doch noch irgendetwas tun kannst, um dir einen Kinderwunsch zu erfüllen. Vielleicht bist du aber auch schon so weit, deine Sehnsucht nach deinem Kind los zu lassen… aber wie soll das gehen? Schließlich ist es (immer schon) dein Lebensplan (gewesen), eine Familie zu gründen, Mutter zu werden, für dein Kind da zu sein, dein Kind aufwachsen zu sehen… wir sprechen hier nicht von der Erfüllung irgendeines Wunsches – es ist dein Lebenswunsch! Und mit der Aufgabe deines Lebensplans kann dein Selbst- und auch dein Weltbild ordentlich ins Wanken geraten!
Ganz egal, an welchem Punkt du gerade mit deinen Überlegungen (fest-)steckst… HOFFEN – RESIGNIEREN – AUFGEBEN – LOS LASSEN… sehr feinfühlig und sensibel unterstütze ich dich dabei, DEINEN Plan vom Leben heraus zu arbeiten, der ja schon da ist, der aber im Moment noch verschüttet ist von all den noch so präsenten destruktiven Emotionen. Mit mir zusammen widmest du dich alle diesen Gefühlen, die dein unerfüllter Kinderwunsch dir gerade auf einem Silbertablett serviert… Tag für Tag, in jedem Moment deines Seins. Ich möchte dich darin unterstützen, dass du all die Traurigkeit, die Trauer, die Wut, die Verzweiflung, die Ohnmacht und auch die Angst anschaust, um sie zu transformieren, um die Kraft und Energie, die diese starken Emotionen in sich tragen, für dich zu nutzen, für dein Leben, für all das, was da auf dich wartet!
Mit geklärtem Blick und sortierten Emotionen kannst du klare Entscheidungen treffen! Triff eine bewusste Entscheidung. Entscheide dich dafür, nicht länger von deinen Emotionen „ferngesteuert“ zu sein. Mach „klar Schiff“ und stelle dich mit mir zusammen all den aufgestauten Emotionen, die sich vielleicht teilweise schon verselbständigt haben und verlasse das Fahrwasser von Unsicherheit, Angst und Traurigkeit, in dem jegliche Lebensenergie verpufft.
Finde mit mir zusammen DEINE Strategie, mit all dem umzugehen, was gerade ist, was dich gerade stresst und dir dein Leben so schwer macht. Komm wieder in deine Kraft und in deine Energie, um deinem Leben wieder DEINE Richtung zu geben.
* Quelle: Deutsches IVF-Register